
„Es muss noch mehr als alles geben. Hunger nach Gott“, so haben Sie den Tag der Frau 2008 überschrieben. Warum gerade dieses Thema?
Weil es 'dran' ist. Der aktuelle Buchmarkt zeigt es: In den letzten Monaten sind eine Reihe von Büchern erschienen, die mit der Frage nach Gott zu tun haben, manche davon Bestseller. Aber auch der Blick ins Leben zeigt es. Ich erlebe das ständig in meiner Arbeit mit Frauen: Immer häufiger kommen Situationen, die uns restlos überfordern - es sei denn, es kommt ein neuer Faktor ins Leben hinein: der lebendige Glaube an Gott.
Viele Menschen werden Ihnen da aber deutlich widersprechen und sagen: Ich brauche Gott nicht.
Wissen wir denn immer so genau, was wir brauchen? Wenn ein Mädchen mit Essstörungen sagt, ich brauche nicht zu essen, würde keine vernünftige Mutter antworten: Dann lass es eben. Sie würde alles tun, um ihrer Tochter zu helfen. Gott zu finden, ist für unsere seelische Gesundheit genauso wichtig wie ausgewogene Ernährung für den Körper. Es gibt reichlich Bestätigungen dafür.
Können Sie eine nennen?
Der Harvard-Professor Robert Coles zum Beispiel, ein führender Kindheitsforscher, hat mit seinem Team zu dieser Frage über 30 Jahre lang nahezu 500 Kinder aus Amerika, Europa, dem Nahen Osten und Afrika befragt – viele davon wöchentlich über ein bis zwei Jahre hinweg. Er nennt Religion im wahrsten Sinn des Wortes ein grundlegendes „Lebensmittel“, auf das niemand wirklich verzichten kann.
Und wer genau hinschaut, erlebt das doch auch im eigenen Umfeld: Wie viele Menschen empfinden ihr derzeitiges Leben als zu anstrengend, überfordernd oder als zu flach und banal. Sie spüren, dass alles das die Seele nicht nährt, dass sie innerlich „auf der Strecke“ bleiben, weil die tiefer liegenden Sehnsüchte leer ausgehen. Pater Kentenich, der Gründer unserer internationalen Schönstattbewegung, sagt: Unser Glückshunger lässt sich nicht oberflächlich absättigen. Und Glückshunger ist in der Tiefe Gotteshunger.
Was erwartet die Teilnehmerinnen bei einem Tag der Frau mit diesem Thema?
Wir werden zunächst einmal miteinander Signalen nachgehen, die den Hunger nach Gott deutlich zeigen. Nehmen Sie zum Beispiel die Angst: Wie viel Geld wird heute ausgegeben oder angespart aus Angst, wie viele Versicherungen werden abgeschlossen. Aber fühlen wir uns wirklich sicher? Wenn wir im Alltag „bei der Sache“ oder von immer neuen Sensationen abgelenkt sind, scheint es vielleicht so. Doch untergründig sind Lebensängste wirksam. Ganz oben auf der „Sorgenskala“ stehen für viele die Angst vor schwerer Krankheit, vor Verlust des Arbeitsplatzes und vor plötzlicher Verarmung. Angstfrei leben ohne die Sicherheit, dass ein Größerer da ist, der alles fest in der Hand hat, das geht nicht.
Aber hat Gott denn alles fest in der Hand? Die Katastrophen sprechen eine andere Sprache.
Tun sie es wirklich? Gott hat andere Maße als wir Menschen, man muss sich schon etwas Mühe machen, ihm auch in diesen „dunklen“ Seiten des Lebens auf die Spur zu kommen.
Jedenfalls ist es eine Tatsache, dass Menschen, die Gott persönlich erfahren haben, anders mit Schicksalsschlägen umgehen, sich auch bei Gott sicher fühlen.
Überhaupt wird vieles im Leben intensiver durch die Begegnung mit Gott, auch die Glückserfahrungen. Wir sollten doch nicht vergessen, dass es etwas gibt, was noch schlimmer sein kann als eine Leidsituation. Der Heilige Vater nennt es das Gefühl, ein „leeres Leben“ zu leben, „in dem es vielleicht kaum Schmerz, um so mehr aber das dumpfe Gefühl der Sinnlosigkeit und der Verlorenheit gibt“.
Was ist Ihnen am wichtigsten an diesem Tag der Frau?
Den Einzelnen Wege und Hilfestellungen zu zeigen, wie sie Gott möglichst unmittelbar begegnen können. Gott ist ständig daran interessiert, uns zu begegnen, nur kehren wir ihm oft den Rücken zu und klagen dann, wie fern er ist. Eine kleine Kehrtwende würde oft genügen, um ihn greifbar im eigenen Leben zu erfahren. Zeugnisse von Menschen, die das erlebt haben, aber auch Schritte auf Gott zu werden am Tag der Frau wichtig sein. Es geht darum, Geschmack an Gott zu finden, denn wer hier „auf den Geschmack“ gekommen ist, für den schmeckt auch das Leben ganz anders. Es wird reicher, erfüllter, sinnvoller. Und das kann man ja jedem nur wünschen!
Wann und wo genau wird der Tag der Frau in Köln und in Maria Rast sein?
Tag der Frau 31.5.2008 – Schönstatthaus, Köln, 14.00 Uhr bis 17.45 Uhr
Anmeldung bis 26.5.2008 an:
Schw. Maritheresis Hoffmann
Arnold-von-Siegen-Straße 3
50768 Köln
Tel 0221/314275
Tag der Frau 7.6.2008 – Haus Maria Rast, Euskirchen, 14.00 Uhr bis 17.45 Uhr
Anmeldung bis 31.5.2008 an:
Schw. M. Manuele Kaum
Haus Maris Rast
53881 Euskirchen
Tel 02256/95870